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Südkorea | 1.7.00 | Wieder Polizeieinsatz |
1877 |
Seoul: Nur zwei Tage, nachdem Riotpolizei mehr als tausend streikende Angestellte des Lotte Hotels überwältigt und festgenommen hat (s.a 1875), wurde auch die Nationale Krankenversicherung gestürmt. Im Versicherungsgebäude sitzstreikten mehr als 1600 VersicherungsarbeiterInnen im Zusammenhang mit Tarifverhandlungen seit dem 28. Juni. Mehr als 3000 Polizisten brachen am Morgen Türen und Fenster auf, feuerten Tränengas hinein und schleiften Streikende fort. Die Verhafteten werden jetzt in den selben Polizeistationen festgehalten, aus denen kurz zuvor die Lotte-Streikenden (außer 7 Gewerkschaftsführern, die per Haftbehl weiter einsitzen) freigelassen worden waren, da die Polizei ohne Haftbefehl nur 48 Stunden lang vorläufig festnehmen kann. Auch für 30 Gewerkschaftsführer bei der Versicherung gibt es Anträge auf Haftbefehle. | |||
aufgenommen: Sa., 1.7.2000 |
Quelle: KCTU, 1.7.00 |
China | Weltbankprojekt kritisiert |
1876 | |
Das "Western China Poverty Reduction Project" der Weltbank ist in einem internen, noch nicht veröffentlichten Bericht scharf kritisiert worden. In diesem Projekt, das von der Weltbank zur Hälfte mit etwa 160 Millionen US$ finanziert wird, sollen u.a. 57000 Bauern umgesiedelt werden - von der trockenen Steppe der Mongolei in die Provinz Qinghai, d.h. in das Hochland von Tibet. Die Kritik besteht darin, daß die Bank niemals eine realistische Untersuchung darüber angestellt hat, wie und inwieweit die kulturellen und sozialen Verhältnisse im Zielgebiet durch die Migration verändert werden könnten. Es gab zwar Umfragen, Untersuchungen und Interviews, aber die Vertreter der Weltbank haben die Vertraulichkeit der Aussagen der Tibeter nicht gewährleistet. Im Verwaltungsrat der Weltbank soll es eine harte Auseinandersetzung darüber gegeben haben, ob dieser Bericht veröffentlicht wird - Chef Wolfensohn war dafür, wurde aber überstimmt. | |||
aufgenommen: Fr., 30.6.2000 |
Quelle: Business Day, 28.6.00 |
Südkorea | 29.6.00 | Polizei stürmt Lotte-Hotel; 1088 Festnahmen |
1875 |
Wie befürchtet (1872), hat die Polizei in den frühen Morgenstunden das bestreikte Lotte
Hotel in Seoul gestürmt und alle 1088 Streikenden (z.T. vorübergehend) festgenommen.
3000 Polizisten waren im Einsatz und brauchten gut 3 Stunden, um bis in das 37.
Stockwerk vorzudringen, wo die Streikzentrale war. Die Streikenden hatten die Fahrstühle
außer Betrieb gesetzt, bauten Barrikaden aus Stühlen und Tischen und kämpften mit
Feuerlöschern gegen von der Polizei eingesetzte Rauchgranaten. 33 Streikende, darunter 14
Frauen, und 4 Polizisten wurden in Krankenhäuser gebracht. Im Fernsehen waren
Mißhandlungen von festgenommenen Streikenden zu sehen. Haftbefehle sollen gegen die
Streikführer und gegen "alle die Gewalt eingesetzt haben" (das bezieht sich wohl nur auf
Streikende) erlassen werden. Alle Berichterstatter beziehen die Polizeiaktion auf die gestrige Anordnung von Präsident Kim Dae-Jung nach dem Streik der Ärzte, in Zukunft jeden "kollektiven Egoismus" und "illegale Aktivitäten von Interessengruppen" niederzuschlagen. | |||
aufgenommen: Do., 29.6.2000 |
Quelle: BBC News, The Korea Times, Chosun Ilbo, 29.6.; Korea Herald, 30.6.00 |
Indonesien | 28.6.00 | Streik bei Exxon Mobil Oil im Aceh |
1874 |
Etwa 1100 Leiharbeiter bei Exxon Mobil Oil (MOI) in Lhoksukon, Aceh, Nordsumatra,
streiken. Sie sind mit einer 8 prozentigen Lohnerhöhung nicht einverstanden, die nach
einem früheren Streik gewährt wurde, sondern fordern 50 %. Außerdem fordern sie in
anderen Punkten die gleichen Rechte wie die Festangestellten. 80 % der Arbeiter bei MOI
sind Leiharbeiter. Das Management stellt sich bislang auf den Standpunkt, die Forderungen
seien bei MOI an der falschen Adresse, sie müßten an die Zeitarbeitfirma CV Uniba
gestellt werden. (Analisa) (S.a. 1372) In Solo streiken 600 Beschäftigte der PT Triangga Dewi für eine Erhöhung der Nahrungsmittelzulage (Suara Merdeka). Die Polizei hat jetzt in den Streik und die Besetzung bei Kaltim Prima Coal (1863) eingegriffen und die Tore geschlossen - grade als eine Abordnung der Arbeiter Essen bringen wollte. "Dann machen wir eben einen Hungerstreik", so ein Arbeiter. (Detikcom, Suara Kaltim) | |||
aufgenommen: Do., 29.6.2000 |
Quelle: div., 29.6.00 |
Thailand | 28.6.00 | Wieder Jagd auf illegale Arbeiter |
1873 |
In mehreren großen Razzien hat die Polizei von Bangkok seit Dienstag Nacht über 1000 "illegale" ausländische Arbeiter festgenommen. Sie kommen aus Burma/Myanmar, Kambodscha Laos, Indien und anderen armen Ländern. Letzte Woche schon waren über 1100 festgenommen worden und die Jagd soll weitergehen, so der Polizeichef der Stadt. Die Menschen sollen ausgewiesen werden. (Siehe auch 1540) | |||
aufgenommen: Do., 29.6.2000 |
Quelle: Bangkok Post, 29.6.00 |
Südkorea | 28.6.00 | Hotelstreiks: Lotte, Swiss Grand, Hilton |
1872 |
Der seit 9.6. andauernde Streik im Seouler Nobelhotel Lotte (1828) eskaliert. Einerseits haben sich die Leiharbeiter dem Streik angeschlossen, so daß die Tagungsräume völlig lahmgelegt sind (Chosun Ilbo). Andererseits hat die Polizei interveniert und versucht, die Streikführer zu verhaften, was aber am Widerstand der Beschäftigten gescheitert ist. Nach zwei Stunden zogen die Polizisten wieder ab; es gibt Befürchtungen, daß die Polizei bald versuchen wird, die Versammlung der streikenden Hotelangestellten aufzulösen. Die Streikführer wollen sich stellen, sobald ein Kompromiß mit der Geschäftsleitung erreicht ist (Korea Times). Auch beim Swiss Grand Hotel gab es kurz nach dem Streikbeginn bei Lotte eine Arbeitsniederlegung, letzten Freitag (23.6.) begann ein Streik beim Seoul Hilton; dort sollen einige Restaurants geschlossen sein (Chosun Ilbo) | |||
aufgenommen: Do., 29.6.2000 |
Quelle: div.,29.6.00 |
Indonesien | 27.6.00 | Streikreport |
1870 |
Semarang: Einige zig Vertreter von insgesamt 840 vor zwei Jahren
entlassenen ArbeiterInnen von fünf Zuckerfabriken (in Kendal, Brebes, Banyumas,
Karanganyar, Klaten - alle Zentraljava) forderten im Regionalparlament die seit damals
ausstehenden Abfindungen. Semarang: Ungefähr 400 ArbeiterInnen der PT Jatiluhur Agung streikten für mehr Geld, freie Menstruatinstage, Organisationsfreiheit. In Purwokerto streikten und demonstrierten 18 Angestellte eines Rumah Makan (Restaurant) weil ihr Lohn weit unterhalb des Regionalen Mindestlohns liegt. (Suara Merdeka) In Jakarta streikten Minibusfahrer gegen jugendliche Straßenräuber, die die Fahrzeuge anhalten und Mautgebühren verlangen (Suara Pembaruan) Im Bezirk Pontianak, Kalimantan, steikten den zweiten Tag hunderte Arbeiter der Ölpalmenplantage PT Bumi Pratama Khatulistiwa für mehr Geld. Sie wurden zuerst vertröstet (die Entscheidung bräuchte einen Monat), ließen sich aber erst darauf ein, als der Vorsitzende des Regionalparlaments sich diesem Versprechen anschloß. Der Bericht betont, daß die Arbeiter, die zum Teil Dayak, z.T. maduresischer Herkunft sind, sich in der Zeit des Wartens mit dem abwechselnden Singen von Traditionsliedern "bekriegten". (detikcom) Tausende Beschäftigte verschiedener staatseigener Plantagen demonstrierten in Jakarta gegen die Äußerungen des Präsidenten, der den Plantagenfirmen vorgeworfen hatte, sie hätten etwa 40% ihres Landes den Bauern während der Soeharto-Ära gestohlen. Diese Äußerungen hätten zu vermehrten Besetzungen und zu Angriffen auf die Arbeiter der Plantagen geführt (s. 1817). In Bandung demonstrierten hunderte Beschäftigte des Krankenhauses RS Mata Cicendo, einschließlich KrankenplegerInnen, Verwaltungsangestellte und ÄrztInnen für höhere Löhne, insbesondere für die Honorarangestellten. (Pikiran Rakyat) | |||
aufgenommen: Mi., 28.6.2000 |
Quelle: div, 28.6.00 |
Indonesien | 26./27.6.00 | Notstand auf Molukken |
1868 |
Per Präsidentenerlass hat die indonesische Regierung den Notstand in den Provinzen
Molukken und Nordmolukken erklärt, um die gewalttätigen Auseinandersetzungen
zwischen Christen und Moslems einzudämmen (s.a.1853). Die Erklärung des Notstands
gibt dem Militär das Recht, Ausgangssperren zu verhängen, Straßensperren zu errichten
und Verdächtige beliebig lange festzuhalten. Aber die Kämpfe gehen auch nach der
Verhängung des Notstands weiter. In Ambon kann man Schüsse und Explosionen hören.
In den letzten sechs Tagen sind in Ambon 66 Menschen getötet worden. Seit im Januar 99
die Zusammenstöße begannen, gab es beinahe 3000 Tote. In Jakarta demonstrierten 50 bis 100 Leute von den Molukken vor der US-Botschaft für eine Stationierung von UNO-Truppen. | |||
aufgenommen: Di., 27.6.2000 |
Quelle: CNN.com, Kompass, 27.6.00 |
Südkorea | 26.6.00 | Ärztestreik zu Ende |
1866 |
Nach sechs Tagen haben die Ärzte per Abstimmung ihren Streik beendet (s.a. 1851). Der Streik richtete sich gegen die am 1.Juli in Kraft tretende Gesundheitsreform, die Ärzten den Verkauf von Medikamenten verbietet. Die Regierung hat den Kompromißvorschlag gemacht, Ärzten größere Befugnisse bei der Verschreibung von Medikamenten zu erteilen und versprochen, Maßnahmen zu ergreifen, die die finanziellen Auswirkungen der neuen Verordnung abmildern (wie Steuererleichterungen). | |||
aufgenommen: Di., 27.6.2000 |
Quelle: Business Day, 27.6.00 |
Hong Kong | 25.6.00 | Protesttag |
1864 |
Mehr als 1000 Ärzte veranstalteten eine friedliche Protestversammlung vor der
Krankenhausbehörde in Kowloon City gegen die Einführung eines Zweiklassen-Lohnsystems (junge Ärzte sollen in Zukunft weniger Geld erhalten). 1300 SozialarbeiterInnen demonstrierten gegen das neue Verfahren, mit dem die Regierung die zuständigen NGOs (Nichtregierungsorganisationen) finanziert, nämlich mit einer Einmalzahlung, statt mit einem Ersatz der Ausgaben. Sie fürchten, dabei schlechter wegzukommen. 1200 Menschen, darunter viele StudentInnen und Einwanderer aus der VR China, demonstrierten anläßlich des Jahrestags einer Entscheidung der Regierung Chinas, das Aufenthaltsrecht in Hong Kong zu beschneiden. (siehe 1029). 300 Menschen protestierten in Yau Ma Tei gegen die Stadterneuerungsbehörde, die demnächst aufgebaut werden soll und mehr als 2000 Haus- und Grundbesitzer versammelten sich zum Protest gegen sinkende Immobilienpreise, die von der Regierung zu verantworten seien. | |||
aufgenommen: Mo., 26.6.2000 |
Quelle: South China Morning Post, 26.6.00 |
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4. Juli 2000