Aufruf zur Solidarität mit den ArbeiterInnen von PT Impian Busana, Indonesien

Textil-ArbeiterInnen nach Streik entlassen

PT Impian Busana ist die Tochterfirma eines japanischen Unternehmens in Berbek, Sidoarjo (bei Surabaya, siehe Asien Aktuell 857). Das Werk wurde 1990 eröffnet und beschäftigt 400 (25 Männer und 375 Frauen). Das Hauptprodukt sind Strickpullover für viele bekannte Marken, nach Erinnerung der ArbeiterInnen: Mobil, Pincponc, Elle Alle, Queens Gate, Cynthia White, Clothing, Stravin. Von Übergriffen wird berichtet, seit es die Firma gibt. ArbeiterInnen wurden regelmäßig eingeschüchtert, gefeuert ohne gesetzliche Grundlagen, sexuell belästigt und ohne Grund bestraft. Löhne und Zulagen reichen nicht für den Lebensunterhalt und werden oft unter Vorwänden gekürzt, die dreimonatige Probezeit wird oft willkürlich verlängert.

Am 9. Dezember 98 wurden 9 Arbeiterinnen ohne ersichtlichen Grund entlassen. Nachdem sie sich der Kündigung verweigerten, wurden sie in eine Abteilung mit alten und rostigen Maschinen (die die "Handarbeitsmaschinen" nennen) versetzt. Diesen ArbeiterInnen ist es nicht gestattet, sich zu unterhalten oder sich umzudrehen. Sie müssen für jedes Stück 200 Lagen Garn sorgfältig in die Maschine einlegen. Da sie jeden Tag 70 Kleidungsstücke anfertigen sollen, bedeutet das, daß sie 14 000 Lagen Garn anordnen müssen. Eine 80-Watt-Birne hängt direkt über dem Kopf und strahlt intensive Hitze aus. Die ArbeiterInnen dieser Abteilung beschweren sich über Kopf- und Gliederschmerzen, Rückenschmerzen und Steifheit in den Armen. Einige bekommen zweimal im Monat ihre Regelblutung. Wegen diesen Arbeitsbedingungen haben schon zwölf der 20 bisher versetzten Arbeiterinnen selbst gekündigt.

Dies und andere Zumutungen von Seiten der Firma haben Protestaktionen ausgelöst. Am 31. März 99 gingen die ArbeiterInnen in den Streik und stellten zehn Forderungen vor (siehe Asien Aktuell 851).

Die Firma hat eine Erwiderung geschrieben, weigerte sich aber, zu verhandeln. Am nächsten Tag wandten sich die ArbeiterInnen an die örtliche Arbeitsbehörde, das Provinzparlament und an die (Staats-)Gewerkschaft SPSI, aber keiner schenkte ihren Beschwerden Aufmerksamkeit. Die SPSI-Gewerkschaft stimmte gar der Kündigung von 42 ArbeiterInnen zu. Diese 42 ArbeiterInnen sollen ohne Abfindung entlassen werden. Die ArbeiterInnen haben wiederholt versucht, ihre Rechte durchzusetzen, aber ohne Erfolg. Auf der anderen Seite hat die Firma am 17. April 99 eine Stellenanzeige für Produktionsarbeiter in der Lokalzeitung aufgegeben.


Seit 1. Mai werden die im Streik aktiven ArbeiterInnen schrittweise in die Abteilung der "Handarbeitsmaschinen" versetzt. Wenn sie sich weigern, werden sie entlassen. Dies scheint sich fortzusetzen.


PT Impian Busana,
Berbek Industri III/1, Sidoarjo, Jawa Timur (Tel+Fax)Endless Co., 2495 Mujinasuka, Oura-machi, Gumma (Tel+Fax)

Mögliche Solidaritätsaktionen:
Bitte schreibt, telefoniert, faxt an PT Impian Busana und Endless Co. Ltd. und fordert:

Schickt eine Kopie bitte an

die Vertreter der ArbeiterInnen der PT Impian Busana
c/o PO. Box 6201
60062 Surabaya
Jawa Timur, Indonesia
Fax: +62-31-598 1579
email: ayuni@sby.centrin.net.id


Quelle: Rubina Jamil, Asia Pacific Workers' Solidarity Links

Bilder: Welt in Umwälzung


(e-mail 25.5.99)

Neue Informationen zu den Textilarbeiterinnen von PT. Impian Busana

Wie bereits berichtet, wurden ArbeiterInnen, die am oben erwähnten Streik und den Demonstrationen teilgenommen haben, seit 1. Mai 1999 bestraft, indem sie in die "Handarbeitsmaschinen"-Abteilung versetzt wurden. Wenn sie sich weigerten, wurden sie entlassen. Bis zum 10. Mai wurden 15 Arbeiterinnen versetzt. Elf weigerten sich, so behandelt zu werden. Drei von ihnen arbeiteten einfach in ihrer alten Abteilung weiter. Sie arbeiteten weiter, obwohl das Management es ihnen nicht erlaubte. Mit Hilfe von Werkschutz und Personalabteilung schleppte der japanische Geschäftsführer Mr.Tokyo Shimada höchstpersönlich diese Arbeiterinnen aus der Fabrik und schmiß sie vor das Fabriktor. Eine Arbeiterin erlitt dadurch starke Schmerzen.

Am selben Tag (10.Mai) verschickt die Geschäftsleitung Briefe an die Eltern der Arbeiterinnen, in denen, aus der Sicht der Geschäftsleitung, die Unverantwortlichkeiten und Ungehorsamkeiten der Töchter chronologisch aufgelistet sind. Die Eltern werden gebeten, in das Büro der Firma zu kommen, um die Probleme ihrer Töchter zu klären.

11.Mai: ArbeiterInnen machen eine Demo zur ostjavanischen Provinzregierung in Surabaya, um sich über die illegale zeitweise Entlassung von 42 ArbeiterInnen (zwei davon schwanger) und über die gewalttätige Behandlung ihrer drei Kolleginnen zu beschweren. Abgeordnete des Provinzparlaments verweisen die ArbeiterInnen an die lokale Arbeitsbehörde. Wegen der gewalttätigen Behandlung sollen sich die Arbeiterinnen an die Polizei wenden.

12.Mai: Ein Gewaltopfer, begleitet von zwei Zeugen (Kolleginnen) und 22 anderen ArbeiterInnen gehen zum örtlichen Polizeirevier, um Anzeige zu erstatten. Anfangs akzeptiert der Polizist die Anzeige und fordert die Arbeiterinnen mündlich auf, am 15.Mai wiederzukommen.

15.Mai Das Opfer kommt, von einer Zeugin begleitet, wieder zum Polizeirevier. Man fragt sie, ob sie Geld für eine ärztliche Untersuchung und ein Attest als Beweis für die Verletzung haben. Die Arbeiterinnen haben kein Geld dabei. Von der Polizei werden sie daraufhin zum örtlichen Gesundheitszentrum gebracht. Es ist aber schon zu spät, das Zentrum ist geschlossen. Man bietet ihnen an, sie zum Polizeikrankenhaus zu bringen, sie sollen für den Transport dahin der Polizei Geld geben. Wieder weigern sich die Arbeiterinnen. Es ist jetzt schon 15Uhr. Endlich teilt ihnen die Polizei mit, daß die Untersuchung sowieso sinnlos wäre, da die Verletzungen schon nicht mehr zu sehen sind. Die Polizei fordert sie auf, am 17. Mai wiederzukommen.

17.Mai: Die Arbeiterinnen kommen wieder zum Polizeirevier. Die Polizei kümmert sich nicht um sie, bis es ziemlich spät ist. Die Polizei teilt ihnen dann mit, daß eine Anzeige sinnlos ist, weil man die Verletzungen nicht mehr sieht. Ihnen wird vorgeworfen, nicht gleich nach der Mißhandlung Anzeige erstattet zu haben. Die Arbeiterinnen versuchen nochmal, den Vorfall zu schildern. Die Polizei wirft ihnen vor, die Versetzung nicht akzeptiert zu haben, da die Geschäftsleitung das Recht habe, Arbeiter nach Belieben zu versetzen.

21.Mai: Ein Polizist kommt zum Arbeiterwohnheim eines der Opfer und fordert sie auf, die Anzeige zurückzuziehen, aber sie weigert sich.

Die Vertreter der ArbeiterInnen von PT. Impian Busana/Serikat Buruh Regional (SBR)
c/o PO. Box 6201
Surabaya 60062
Indonesia

Fax.: +62 31 598 1579


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14. Mai 1999