< später | aktuell | Archiv-Verzeichnis | früher >
Indonesien | 12.05.98 | Arbeiterproteste |
60 |
Ungefähr 100 Arbeiter machten eine Kundgebung vor dem IWF-Büro in Jakarta, während sich drinnen Vertreter ihrer Gewerkschaft mit IWF-Vertretern trafen. Die Arbeiter, Mitglieder einer inoffiziellen Gewerkschaft, von denen einige Busfahreruniform trugen, riefen Parolen, in denen sie den IWF aufforderten, die Zahlungen an Indonesien einzustellen, bis die Regierung politischen Reformen zustimmt. Sicherheitskräfte waren sofort zur Stelle, griffen aber nicht ein. | |||
aufgenommen: 14. Mai 1998 |
Quelle: Solinet |
Indonesien | 13.05.98 | Suharto |
59 |
Präsident Suharto, der Indonesien seit 32 Jahren beherrscht, wird wegen der andauernden Unruhen am Donnerstag, 14.5., (einen Tag früher als geplant) vom G-15 Gipfel in Kairo zurückkehren. In einem Interview mit der Jakarta Post gibt er zum erstem Mal zu verstehen, daß er bereit wäre, zurückzutreten, falls ihm kein Vertrauen mehr entgegen bgebracht wird. | |||
aufgenommen: 14. Mai 1998 |
Quelle: South China Morning Post, 14.05.98 |
Indonesien | 12.05.98 | Vermißte |
58 |
Studenten der Trisakti Universität sagen, daß 27 ihrer Kommilitonen nach den Zusammenstößen mit Sicherheitskräften am 12.Mai "verschwunden" sind. Es wird befürchtet, daß die Verschwundenen in geheimer Haft gehalten und dort gefoltert werden. In den letzten Monaten sind schon Dutzende von Aktivisten so "verschwunden". Von denen, die wieder aufgetaucht sind, verweigern die meisten aus Angst jegliche Angaben. | |||
aufgenommen: 14. Mai 1998 |
Quelle: South China Morning Post, 14.05.98 |
Malaysia | 12.05.98 | Sex is crime |
57 |
Am 12.Mai um vier Uhr morgens wurden drei Jugendliche auf dem Flachdach eines
Wohnhauses verhaftet. Die Anklage lautet auf Gruppensex. Beweis: Die beiden 15- und
17-jährigen Mädchen und der 18jährige Junge trugen bei ihrer Verhaftung lediglich
Unterwäsche und waren im "Zustand der Erschöpfung", so ein Sprecher des Ministeriums
für Religiöse Angelegenheiten, dessen Beamten die Festnahmen durchführten. In den letzten Wochen sind schon mehrere Jugendliche wegen Gruppensex verhaftet worden. Während einer der Razzien wurden 2000 Kondome beschlagnahmt. Die Angeklagten erwartet eine Geldstrafe von ca. 750DM oder sechs Monate Gefängnis oder beides. | |||
aufgenommen: 14. Mai 1998 |
Quelle: The Straits Times Interactive, 14.05.98 |
Indonesien | 13.5.98 | Unruhen |
56 |
Nach Straßenschlachten in der Nähe der Trisakti Universität, bei denen ein junger Mann
durch ein Auto getötet und mindestens zwei von scharfen Kugeln verletzt und mehrere
Autos angezündet worden sind, haben sich die Studenten in der Universität verbarrikatiert.
Gegen Abend rückten Spezialeinheiten in Positionen um die Universität, z.T. seilten sie
sich aus Hubschraubern ab. In Westjakarta kamen bei Plünderungen neun Menschen ums Leben, hauptsächlich chinesischstämmige Einwohner sollen die Opfer sein. Augenzeugen berichteten, daß sich hier auffällig wenig Polizei zeigte und dies auch nur zeitweise. In Yogyakarta sind Sicherheitskräfte nach schweren Auseinandersetzungen in eine Universität eingedrungen. Die Rupiah ist auf unter 10 000 zum US-Dollar gefallen. | |||
aufgenommen: 13. Mai 1998 |
Quelle: South China Morning Post, 13.5.98 |
Indonesien | 12.05.98 | Tote Demonstranten |
55 |
Bei einer Demonstration von 3000 Studenten der Trisakti Universität in Jakarta wurden
sechs Demonstranten erschossen und weitere fünfzehn schwer verletzt. Ein Demonstrant
liegt noch im Koma. Die Trisakti-Universität gilt als eine der reichsten Universitäten, wo
die Kinder der Elite von Jakarta studieren. Die Studenten blockierten eine
Hauptverbindungsstraße zwischen dem Internationalen Flughafen und dem
Hauptgeschäftsviertel, auf der sie zum Parlamentsgebäude ziehen wollten. 500 Polizisten
und Soldaten versperrten den Weg. Den Nachmittag über blieb es friedlich, die Studenten
hielten ein Free-Speech-Forum unter den Augen der Sicherheitskräfte ab. Eine Stunde
bevor sich die Kundgebung um 5Uhr sowieso aufgelöst hätte, schloß sich der Dekan der
Uni den Polizeiführern an , die Studenten aufzufordern, sich aufzulösen. Die Truppen
zogen sich zurück und die Studentenführer forderten die Demonstranten ebenfalls zum
Rückzug auf. Aber viele Studenten weigerten sich und begannen eine halbstündige
Sitzblockade. Dann griffen sie die Sicherheitskräfte mit bloßen Fäusten an. Nach kurzen
Schlägereien eröffneten die Truppen das Feuer. Die Behörden behaupten, es seien lediglich Gummigeschosse zum Einsatz gekommen, die Studenten sagen, es sei scharf geschossen worden. Heute, Mittwoch, 13. Mai, findet die Beerdigungsprozession, zu der Tausende von Teilnehmern erwartet werden, statt. | |||
aufgenommen: 13. Mai 1998 |
Quelle: TAPOL, 13.05.98, The Straits Times, 13.05.98 |
Südkorea | 07.05.98 | Streik |
54 |
Am 7. Mai gingen 5000 Arbeiter aus sieben Fabriken der Mando-Maschinenwerke in den Streik. Sie streiken für die Zahlung von ausstehenden Löhnen. Die Firma schuldet jedem Arbeiter durchschnittlich 5 500 000 Won (ca. 6800DM). Ein Arbeiter hat wegen finanzieller Probleme bereits Selbstmord begangen. | |||
aufgenommen: 13. Mai 1998 |
Quelle: PICIS Newsletter |
Malaysia | 11.5.98 | Demo |
53 |
500 Bewohner von Petaling Jaya, ein Vorort von Kuala Lumpur demonstrierten gegen die Rationierung ihrer Wasserversorgung. Sie wären 17 Tage lang ganz ohne Wasser gewesen; nachdem sie an die Presse gegangen seien, hätte es wieder zu fließen begonnen. Sie beschuldigten die erst kürzlich privatisierte Wasseraufbereitung der Unfähigkeit; gleichzeitig äußerten sie die Vermutung, daß ihr Wasseranteil an die Baustellen des neuen Flughafens und einer neuen Sportanlage für die Commonwealth Games abgezweigt worden war. | |||
aufgenommen: 12. Mai 1998 |
Quelle: The Straits Times; South China Morning Post, 12.5.98 |
Hong Kong | 11.5.98 | Arbeiterprotest |
52 |
Ungefähr 300 Elektriker der Airport-Express-Eisenbahn protestierten am 9. in der Kowloonstation und am 11. vor dem Regierungsgebäude in Zentral-Hong Kong. Sie fordern HK$ 15 Millionen Nachzahlung von Überstundenzulagen. Sie beschuldigen die große Baufirma Balfour Beatty des Betrugs, weil einige Arbeiter 3 Kopien ihres Arbeitsvertrags hätten, mit drei verschiedenen Arbeitszeitangaben. Ein Angebot über HK$ 30 pro Tag seit 1.1. lehnten sie ab. | |||
aufgenommen: 12. Mai 1998 |
Quelle: South China Morning Post, 12., 9.5.98 |
China | 30.4.98 | Kleinhändler |
51 |
Wie Human Rights in China (HRIC) berichtet, haben 800 Polizisten in Chengdu, Sichuan,
ungefähr 3000 Kleinhändler von einem Straßenmarkt gejagt. Einige der Händler weigerten
sich zu gehen und im folgenden Schlagabtausch wurden "4 oder 5 getötet und 20 bis 30
verletzt", so HRIC. Die Verkaufstände wurden zerstört. Inzwischen haben die Kleinhändler
Plakate am alten Platz ihres Marktes aufgestellt mit der Forderung, ihn wieder zu eröffnen
und "die Mörder zu bestrafen". Die Polizei bestreitet, daß es Todesopfer gegeben habe. | |||
aufgenommen: 11. Mai 1998 |
Quelle: The Straits Times, 11.5.98 |
Indonesien | Mitte Mai 98 | Angst |
50 |
Die Jakarta Post berichtet, daß unter den Mitgliedern von Polizei und Militär, den Staatsbediensteten und hohen Beamten die Angst umgeht. Immer weniger sind bereit, ihre Uniform außerhalb des Dienstes zu tragen. Sie wechseln die roten Nummernschilder an ihren Autos (die anzeigen, daß sie Staatsbesitz sind) gegen zivile schwarze Nummernschilder. In einigen Städten haben hohe Regierungsbeamte gar ihre Luxusautos gegen unauffälligere Kleinwagen getauscht. | |||
aufgenommen: 11. Mai 1998 |
Quelle: The StraitsTimes, 11.5.98 |
Indonesien | 9.5.98 | Geheimdienst |
49 |
Die Sicherheitskräfte sind angewiesen worden, Spezialeinheiten zur Infiltration der Studentenproteste aufzustellen, so berichtet die Jakarta Post. Allerdings klappt das nicht immer: am Donnerstag wurde am Rawamangun Lehrerinstitut in Ost-Jakarta ein Ziviler entdeckt mit gefälschtem Studentenausweis, einem Walkie-Talkie, Tonbandgerät und Notizen. Er wurde entwaffnet und verprügelt. In Bogor starb ein Ziviler nach einem Schlag auf den Kopf; er wollte seinem Vorgesetzten zu Hilfe kommen, der entdeckt und angegriffen worden war. | |||
aufgenommen: 11. Mai 1998 |
Quelle: The Straits Times, 11.5.98 |
Indonesien | 8.5.98 | Repression |
48 |
Bei den anhaltenden Straßenschlachten zwischen Studenten und Bevölkerung auf der einen Seite und den Sicherheitskräften in Yogyakarta wurde ein 41-jähriger Mann von der Polizei zu Tode geprügelt. | |||
aufgenommen: 10. Mai 1998 |
Quelle: CNN, 10.5.98; div. |
Indonesien | 1.5.98 | Studenten/Arbeiter | |
VertreterInnen von 30 Arbeitergruppen aus dem Großraum Jakarta trafen sich an der Universitas Indonesia mit StudentenvertreterInnen und diskutierten vier Stunden lang; am nächsten Tag nahmen die ArbeiterInnen an der Studidemo teil. Ein Arbeiteraktivist: "Bis jetzt haben sich die Arbeiter ziemlich alleine gefühlt. Und durch Arbeit allein können sie nicht viel verändern." Verbindungen zwischen Studenten und Arbeitern werden auch in anderen Städten geknüpft. Die Studenten selber organisieren sich mehr und mehr in "Studentenforen" auf lokaler Ebene, wo VertreterInnen der verschiedenen Unis und Schulen ihre Aktionen koordinieren. Eine gemeinsame Plattform wurde bei einem Treffen im April verabschiedet: Absetzung und Vorgerichtstellung von Soeharto; gegen Preiserhöhungen, aber die Betonung, daß wirkliche Wirtschaftsreformen tiefe politische Veränderung voraussetzen. | |||
aufgenommen: 10. Mai 1998 |
Quelle: Margot Cohen, To the Barricades, Far Eastern Economic Review, 14.5.98 |
China | 8.5.98 | Abwertung |
46 |
Die chinesische Zentralbank hat sich von einem Papier eines ihrer führenden Mitglieder distanziert, in dem die Notwendigkeit einer Abwertung des Renminbi Yuan angedeutet wird. Die chinesische Währung steht wegen der inneren Schwierigkeiten, aber auch wegen dem Zusammenbruchs der Konkurrenzwährungen unter starkem Abwertungsdruck. | |||
aufgenommen: 10. Mai 1998 |
Quelle: Hong Kong Standard, 9.5.98 |
Indonesien | 08.05.98 | Weitere Proteste |
45 |
Die gestrigen Proteste von Tausenden von Studenten im ganzen Land blieben weitgehend
friedlich. Nur in Solo wurden steineschmeißende Studenten von Sicherheitskräften mit
Tränengas und Gummigeschoßen beschossen. Die Studentenbewegung gewinnt mehr und
mehr Zustimmung: Verschiedene religiöse Organisationen, sowohl islamische als auch
christliche haben öffentlich ihre Billigung geäußert, ebenso diverse Zeitungen und
Universiätsprofessoren. Ein drohender Transportstreik konnte von der Stadtverwaltung in Jakarta abgewendet werden, indem Fahrpreiserhöhungen für Taxis und Busse zugestimmt wurde. Ab diesem Monat sollen den Staatsbediensteten 5 - 15% vom Grundgehalt als "Spende für die Armen" abgezogen und auf ein vom Sozialminister verwaltetes Konto überwiesen werden. | |||
aufgenommen: 9. Mai 1998 |
Quelle: The Straits Times, 09.05.98 |
Indonesien | 06.05.98 | Proteste |
44 |
Wegen der anhaltenden Studentendemos und Lebensmittelunruhen erwägt das indonesische Repräsentantenhaus die vom Internationalen Währungsfond verordneten Subventionsstreichungen rückgängig zu machen. In Yogyakarta schlossen sich Tausende von Einwohnern einer Studentendemo an. In Jakarta schlossen sich die Studenten einer Demonstration von Minibusfahrern vor dem Parlament an. Seit Montag sind ungefähr 160 Leute verhaftet worden, davon sind 40 keine Studenten. | |||
aufgenommen: 9. Mai 1998 |
Quelle: Sydney Morning Herald, 07.05.98 |
Indonesien | 8.5.98 | Streiks |
43 |
Streiks gibt es in Serang, Samarinda, Palembang, Jember, Kendari, Tanggerang und Ambon. Lokale Behörden bemühen sich, zu verhindern, daß kleine Boykott-Aktionen von Transportarbeitern in einen Generalstreik münden. Busfahrer in verschiedenen Städten fahren nicht, um höhere Fahrpreise durchzusetzen, um die neuen Benzinkosten zu decken; ebenso Hunderte von Taxifahrern in größeren Städten wie Surabaya. In Jakarta gibt es Berichte, daß Gewerkschaften einen generellen Transportstreik vorbereiten. | |||
aufgenommen: 8. Mai 1998 |
Quelle: The Straits Times; 8.5.98 |
Indonesien | 07.05.98 | Streiks |
42 |
Nach den Preissteigerungen für Brennstoff, Strom und Grundnahrungsmittel kam es jetzt zu Streiks von Tausenden von Arbeitern. Viertausend Arbeiter machten vor zwei Keramikfabriken in Tanggerang bei Jakarta eine Kundgebung, auf der sie höhere Sozialleistungen und eine transparentere Einstellungspolitik forderten. 1500 Arbeiter einer Holzverarbeitungsfirma in Kerawang, West Java führten am Mittwoch einen Lohnstreik durch. | |||
aufgenommen: 8. Mai 1998 |
Quelle: AFP, 7.5.98 |
China | 6.5.98 | Arzneimittelskandal |
41 |
Nachdem jetzt insgesamt 17 000 SchülerInnen nach der Einnahme von mangelhaften Jod-Kalzium-Tabletten erkrankt sind, hat das Gesundheitsministerium die Lizensen von allen Produzenten zurückgezogen. Schon Anfang April hatte es Berichte über Erkrankungen nach Tabletteneinnahmen aus Shandong gegeben. Nach der Einnahme dieser Pillen klagten die SchülerInnen über Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Schwindel und Nasenbluten. Einige mußten im Krankenhaus behandelt werden. Profitsucht von Händlern und Korruption werden für diese Katastrophe veranwortlich gemacht. In Shandong hatte der Händler die Pillen für den siebenfachen Einkaufspreis an die Schüler verkauft. Die Pillen waren von den Behörden empfohlen worden, nachdem der Händler eine "Gebühr" von 10 000 Yuan gezahlt hatte. Ähnlich war es auch in vielen anderen Städten. | |||
aufgenommen: 7. Mai 1998 |
Quelle: South China Morning Post, 7.5.98 |
< später | aktuell | Archiv-Verzeichnis | früher >
Startseite | Asienkrise | Links
Eine Webseite von WELT IN UMWÄLZUNG Mannheim-Ludwigshafen
15. Mai 1998