Asien Aktuell: News, Daten, Kämpfe, Bewegungen

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Indonesien 4.3.99 Blutiger Angriff auf Studenten

780

Student wird
verhaftetEtwa 300 Mann der Riot-Polizei und Soldaten griffen eine Studentendemo von etwa 2000 in Jakarta an, die den Rücktritt Habibies und die Regierungsübernahme durch eine Übergangsregierung forderten. Nach dem ersten massiven Angriff warfen die StudentInnen Steine und flüchteten in eine nahegelegene Hochschule. Die Truppen gingen mit äußerster Gewalt vor und verletzten Dutzende, darunter auch Pressefotografen und Passanten. In der Hochschule wurde sogar die Türe zu einem moslemischen Gebetsraum aufgebrochen; der Gang soll danach blutüberströmt gewesen sein. Selbst beistehende Militärpolizisten konnten die rasenden Schläger nicht aufhalten. Später versammelten sich StudentInnen und junge Leute in kleinen Gruppen, verjagten zwei Polizisten und zerstörten deren Motorrad. Andere sangen und riefen "Revolution!"
aufgenommen: Fr., 5.3.1999

Quelle: Tempo interaktif, The Straits Times, 5.3.99


Indonesien 3.3.99 Ambon

779

(Siehe 768 und vorher) Nach Medienberichten, daß Truppen am Dienstag, 2.3., betende Ambonesen in einer Moschee erschossen hätten, hat Armeechef Wiranto den Polizeichef von Ambon abgesetzt. Die Polizei von Ambon hat bestritten, innerhalb der Moschee geschossen zu haben; sie habe Unruhen vor der Moschee beenden wollen. Außerdem werden weitere Truppen nach Ambon gebracht; ein Bataillon aus Süd Sulawesi wird abgezogen - Süd Sulawesi ist die frühere Heimat vieler Migranten auf den Molukken.
Nach einem Polizeibericht sind bei den Unruhen auf den Molukken seit dem 13.1. insgesamt 159 Menschen umgekommen, 213 wurden schwer verletzt. Sachschäden: 234 Autos, 18 Kirchen, 18 Moscheen, 3544 Häuser, 2 Banken, über 1000 Läden und Verkaufsstände, 1 Kino, 4 Schulen, 11 Büros der Regierung und anderes. 30 000 Menschen haben Ambon seitdem verlassen. 171 Personen wurden verhaftet.
Während in Jakarta bei einer Demonstration von 2000 Studenten nach einem "heiligen Krieg- Jihad" gerufen wurde hat der Vorsitzende der Nationalen Menschenrechtskommission Maßnahmen der (früheren Soeharto-) Regierung dafür verantwortlich gemacht, die Voraussetzungen für die "religiösen" Unruhen geschaffen zu haben. Er nannte die Benennung eines moslemischen Gouverneurs für die mehrheitlich von Christen bewohnten Inseln und die Umsiedlungspolitik, die zur Migration vieler, meist moslemischer Menschen von Java und Süd Sulawesi auf die Molukken geführt hat.
aufgenommen: Do., 4.3.1999

Quelle: Kompas Online, 3.,4.3.99; The Straits Times 4.3.99


Papua Neuguinea 2.3.99 Kämpfe im Hochland

778

Nach Auskunft der Polizei gibt es im östlichen Hochland schwere Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Gruppen ("Stämmen"). 35 Menschen wurden getötet, mindestens 62 zum Teil schwer verletzt. Die Kämpfer sind schwer bewaffnet; die Polizei sagt, sie könne nicht eingreifen, weil erstens die Straßen zu schlecht seien und zweitens die Leute zwar bisher staatliche Einrichtungen zwar nicht angegriffen hätten, aber auch nicht mehr auf sie hören würden. Und für eine direkte Konfrontation seien sie zu gut bewaffnet.
aufgenommen: Mi., 3.3.1999

Quelle: The National, 3.3.99


Kambodscha 2.3.99 Studenten verbrennen Reifen

777

Mehr als 300 StudentInnen protestieren vor dem Bildungsministerium gegen neue Eingangsprüfungen zum Pädagogischen Institut. Es haben sich dafür 367 beworben, das Ministerium will aber nur 300 anfangen lassen und hat mit einer Vorbereitungszeit von nur 3 Wochen Eingangsprüfungen angesetzt. Die StudentInnen verbrennen Reifen, schon am Montag waren es über 200. Nach der Umweltverschmutzung gefragt, antwortete einer: "Wenn die Regierung sagt, das Verbrennen der Reifen beschädigt die Umwelt, dann sagen wir: das illegale Abholzen von Wäldern für den Profit ist weit schlimmer als das Verbrennen von Reifen für eine legitime Forderung".
aufgenommen: Mi., 3.3.1999

Quelle: The Phnom Penh Daily, 1.+3.3.99


China Ende Februar Feuerwerk an Neujahr

776

Die Polizei in Beijing hat während des (chinesischen) Neujahrfestes 117 Leute wegen Gebrauchs von Feuerwerkskörpern verhaftet - Feuerwerk ist in Beijing verboten. Es gab 215 durch Feruerwerk Verletzte (35% mehr als im letzten Jahr), 96 davon mußten ins Krankenhaus. Unterdessen hat Shenyang, die Hauptstadt der Provinz Liaoning, Feuerwerk wieder erlaubt, "um die Stimmung der vielen arbeitslosen Einwohner" zu verbessern.
aufgenommen: Di., 2.3.1999

Quelle: South China Morning Post, 2.3.99


Indonesien 1.3.99 Nicht so schlimm?

775

In seiner Rede auf der Technogerma (angeblich die größte Industriemesse deutscher Firmen im Ausland) in Jakarta hat Präsident Habibie festgestellt, daß sowohl die Arbeitslosenquote, als auch der Anteil an Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, niedriger sei als von der Regierung vorher angenommen. Die Arbeitslosenquote liegt, nach offiziellen Zahlen, bei 17,1%; der Armenanteil an der Bevölkerung bei 40% und das Pro-Kopf-Einkommen bei US$400 (im Jahr, 1997 waren es noch US$1055).
aufgenommen: Di., 2.3.1999

Quelle: The Straits Times, 2.3.99


Philippinen 1.3.99 Protest mit toten Kindern

774

Was es kostet, arm zu
sein150 Slumbewohner demonstrierten mit drei Kinderleichen vor dem Parlament. Sie waren vor einigen Jahren von einem Gelände geräumt worden, auf dem jetzt eine Metrostation steht. Die drei Kinder starben an Masern, die letzten von 14, die an Infektionskrankheiten gestorben sind. Die Menschen wohnen seit zwei Jahren in Zelten, haben kein fließendes Wasser und unzureichende Fäkalienentsorgung. Ihnen wurde geldliche Entschädigung für ihre ehemaligen Häuser, Hilfe beim "Umzug" und neue Wohnungen versprochen - nichts davon ist gehalten worden. Vor allem während des Wahlkampfes 1998 haben viele Politiker, darunter der örtliche Abgeordnete und der Bürgermeister große Versprechungen gemacht; seitdem hat man im Slum aber nichts mehr von ihnen gehört.
aufgenommen: Mo., 1.3.1999

Quelle: Philippine Daily Inquirer, 2.3.99


Süd Korea 1998 Löhne gefallen

773

Die Arbeiterlöhne in Süd Korea sind zum ersten Mal gefallen, seit diese Daten erhoben werden (1970). Der durchschnittliche monatliche Arbeiterlohn sank von 1 463 000 Won in 1997 auf 1 427 000 Won (ca 2000 DM) im letzten Jahr, das sind 2,5%. Inflationsbereinigt sanken die Löhne gar um 9,3%. Aufgrund weniger Überstunden ist die durchschnittliche Arbeitszeit um 1,9% zurückgegangen.
aufgenommen: Mo., 1.3.1999

Quelle: Korea Herald, 2.3.99


Indonesien Kinder hungern

772

Zehntausende Babies und Kleinkinder sind als Folge der Krise dramatisch unterernährt, einige sind schon an den Folgen gestorben. Das gilt für Zentral Java, allein im Bezirk Cirebon sind es 27 300 Kinder unter zwei Jahren. Das gilt aber auch für andere Inseln; in Südsumatra sind Kinder oft so schlecht ernährt, daß sie nur auf 40 % des normalen Gewichts kommen.
aufgenommen: Mo., 1.3.1999

Quelle: The Straits Times, 1.3.99; eig. Korr


Thailand Job-Sucher betrogen

771

Nach Auskunft des stellvertretenden Chefs des Arbeitsamtes sind Leute, die einen Job im Ausland gesucht haben, im letzten Jahr von illegalen Vermittlern um 121 Millionen Baht (5,7 Mill. DM) betrogen worden. Allerdings wendet sich nur ein Prozent der Auslandsjobsucher an seine Behörde.
aufgenommen: So., 28.2.1999

Quelle: Bangkok Post, 28.2.99


Süd Korea 26.2.99 Gewerkschaftsstreik

770

Während die Gewerkschaft bei Hyundai einen angekündigten Streik ganz abgesagt hat, soll der bei Kia Motors nicht sehr erfolgreich sein; die Gewerkschaft behauptet, daß 5000 von 13 000 daran teilnehmen. Die Automobilarbeitergewerkschaften wollten einen Generalstreik vorwegnehmen, den der KCTU vorbereitet - er ist aus der "Dreiparteienkommission" (sowas wie das Gegenstück zum "Bündnis für Arbeit") ausgetreten.
aufgenommen: Sa., 27.2.1999

Quelle: JoongAng Ilbo, 27.2.99


Philippinen 25.2.99 Verletzte bei Slum-Räumung

769

Unter Einsatz von 500 Polizisten mit Wasserwerfern und 400 Mann von einer Abrißfirma ist der Widerstand der Einwohner von Barangay Carreta in Cebu Stadt gebrochen worden, nachdem sie am 18.2. noch die Polizei davon abhalten konnten, ihre Wohngelegenheiten zu zerstören. Die Bewohner des Viertels kämpften mit Steinwürfen und Pfeilen, 5 Männer des Abrißteams wurden verletzt. Die Polizei mußte Warnschüsse abgeben, um sich eines Angriffs der Bewohner zu erwehren.
aufgenommen: Fr., 26.2.1999

Quelle: Philippine Daily Inquirer, 27.2.99


Indonesien 25.2.99 Ambon kommt nicht zur Ruhe

768

In der Stadt Ambon (716 und vorher) auf den Molukken und in umliegenden Gemeinden gab es in den letzten Tagen wieder blutige Auseinandersetzungen. Zwischen 14 (Polizeiangabe) und 24 (Antara) Menschen sind ums Leben gekommen, einige davon wurden von Soldaten erschossen, darunter eine Nonne. Ambon ist tot, es gibt keinen öffentlichen Verkehr, kaum privaten. Läden, Restaurants sind geschlossen. Tausende haben sich in Moscheen oder Kirchen geflüchtet. Laut BBC gab es aber auch eine friedliche Demonstration gegen die Art des Eingreifens des MIlitärs.
aufgenommen: Fr., 26.2.1999

Quelle: BBC News, The Straits Times, Kompas Online, Tempo Interactif, 26.2.99


China 24.2.99 Walt Disney: Familienglück

767

Nach den Untersuchungen zweier christlicher Organisationen herrschen furchtbare Zustände in 5 von ihnen untersuchten Vertragsfirmen von Walt Disney in der Provinz Guangdong. In den letzten sieben Monaten haben sie Rechtsverstöße bei Mindestlöhnen, Unterbringung, Arbeitsbedingungen und in bezug auf Krankenversicherung festgestellt. Die 1100, meist Frauen, kriegen im Durchschnitt weniger als den Mindestlohn; sie müssen "Gebühren" zahlen für den Eintritt, und für die Anwesenheit in der Provinz - alles nicht legal, selbst unter den wenig arbeiterfreundlichen Gesetzen in der VR China. Verzögerungen in der Auszahlung von Löhnen ist normal; 16-Stunden-Arbeitstage ohne Zulagen ebenso. Ein Hong Konger Fabrikbesitzer hat sich abgesetzt, ohne den Arbeiterinnen die letzten 3 Monatslöhne zu zahlen.
aufgenommen: Do., 25.2.1999

Quelle: South China Morning Post, 25.2.99


Papua Neuguinea 24.2.99 Söldner wollen Geld

766

Die international operierende britische Söldner-Firma Sandline hat sowohl in Australien als auch jetzt in Europa Prozesse gegen Papua Neuguinea gewonnen: Sie wollen nach einem Vertrag, der mit der früheren Regierung geschlossen worden war, 28 Millionen US$. Sie sollten damals separatistische Rebellen in Bougainville bekämpfen. Die damalige Regierung von Papua Neuguinea kam aber gerade wegen der Beziehungen zu Sandline unter öffentlichen Druck und der Vertrag mußte wieder gekündigt werden; die damalige Regierung trat zurück. Der Chef von Sandline saß dann auch mal vorübergehend im Knast in Moresby. 28,5 Millionen US$ waren schon im Voraus bezahlt worden. Jetzt will die Regierung ihre Besitztümer in Europa unter diplomatischen Schutz stellen, um einen Zugriff durch Sandline zu verhindern.
aufgenommen: Do., 25.2.1999

Quelle: Sidney Morning Herald, 24.2.99; The Age, The National, 25.2.99


Thailand 24.2.99 Protest mit Milchkühen

765

Milchbauern und Arbeiter der Vermarktungsorgansiation Dairy Farming Promotion (s. 746) sind mit einer Herde Milchkühe unterwegs nach Bangkok. Sie protestieren gegen den Chef der Kooperative, gegen Privatisierungsbemühungen der Regierung, wegen unbezahlter Rohmilchlieferungen und gegen die Entlassung von 5 Angestellten, die den seit Tagen dauernden Protest angezettelt haben sollen. Der Landwirtschaftsminister hat jetzt den am Protest beteiligten 200 Arbeitern die Entlassung angedroht.
aufgenommen: Do., 25.2.1999

Quelle: Bangkok Post, 25.2.99


Indonesien 23.2.99 Gehaltserhöhungen

764

Die Staatsbeschäftigten werden nach einem Vorschlag des Haushaltkomitees des Parlaments ab April eine Gehaltserhöhung von 15 % (hohe Gehälter) bis zu 50 % (niedrigste Gehölter/Löhne) erhalten.
aufgenommen: Mi., 24.2.1999

Quelle: Tempo Interactif, 24.2.99


Vietnam 23.2.99 Entschädigung für ArbeiterInnen

763

11 frühere Arbeiterinnen der Wäschefabrik Vi Hao Lingerie (in Taiwanesischem Besitz) haben vor Gericht eine Entschädigung von jeweils etwa US$3800 gewonnen. Sie waren entlassen worden, nachdem sie 1997 gegen die Untersuchung ihrer Unterwäsche durch weibliche Sicherheitsleute der Firma protestiert hatten. Keine von ihnen wollte zur Firma zurück.
aufgenommen: Mi., 24.2.1999

Quelle: South China Morning Post, 24.2.99


Süd Korea 23.2.99 Streik bei Krankenversicherung

762

Die Beschäftigten der Nationalen Arbeiter-Krankenversicherung streiken gegen einen Gesetzesentwurf, der für sie Lohnkürzungen vorsieht.
aufgenommen: Mi., 24.2.1999

Quelle: Korea Herald, Arirang TV, 24.2.99


Indonesien 22.3.99 Maspion entlässt Streikende

761

Entgegen früheren Meldungen (757) war der Streik bei Maspion in Surabaya noch nicht ganz zuende am 18.2. Mindestens ein Teil der KollegInnen von Maspion I Elektro haben weitergestreikt. Maspion hat deshalb jetzt 1136 von ihnen entlassen. 500 demonstrierten zum Rechtshilfeinstitut LBH. Der SPSI hatte für sie ein extra Abkommen geschlossen, nach dem sie am 22. wieder hätten arbeiten sollen. Als sie aber morgens ankamen, war die Fabrik geschlossen.
aufgenommen: Di., 23.2.1999

Quelle: Surabaya Post, Kompas Online, 23.2.99


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5. März 1999