Asien Aktuell: News, Daten, Kämpfe, Bewegungen

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China 6.,7.7.09 Weiter Unruhe in Xinjiang

6460

Urumqi: Die vorläufige offizielle Bilanz der Unruhen: 156 Tote, mehr als 1000 Verletzte, fast 1500 Verhaftungen. Trotz starker Präsenz von Sicherheitskräften hat sich die Lage noch nicht ganz beruhigt. 200 bis 300 Frauen und Kinder versammelten sich vor einer von den Behörden organisierten Journalistentour und forderten die Freilassung ihrer Verwandten; es kam zu Rangeleien. "An verschiedenen Plätzen", vor allem am Südbahnhof, versammelten sich immer wieder Leute; Xinhua-Journalisten wurden mit Steinen beworfen. Mehrere hundert "Han-Chinesen" marschierten mit Knüppeln und ähnlichem bewaffnet durch die Straßen.
Inzwischen sind 15 Leute in Shaoguan, Provinz Guangdong, in Zusammenhang mit den tödlichen Auseinandersetzungen in einer Fabrik (6449) verhaftet worden. 13 Arbeiter, darunter drei aus Xinjiang und zwei, weil sie falsche Gerüchte gestreut haben.
aufgenommen: Di., 7.7.2009

Quelle: Xinhua, The China Post, Straits Times, EastSouthWestNorth, ua, 7.7.09


Hong Kong 6.7.09 Minibonds

6459

(s.a. 6093) Einige dutzend zornige Anleger in Minibonds der Pleitebrüder Lehman demonstrierten bei der Regierung. Sie verlangten vom Regierungschef, daß er die Verantwortung übernimmt und zurücktritt. Die Demonstranten durchbrachen die Polizeibarrrieren, konnten dann aber überzeugt werden, auf den Gehweg zurückzukehren. Vor einer Woche machten die Ausgabebanken dieser Minibonds bei einem Treffen mit einer staatlichen Kommission den Vorschlag, daß die meisten Investoren 60 Prozent ihrer Einlagen zurückbekommen sollen, Anleger ab dem 65 Lebensjahr sollen 70 Prozent ihrer Investitionen zurückbekommen.
aufgenommen: Mo., 6.7.2009

Quelle: The Standard, 6.7.09


China 5.7.09 Riot

6458

Urumqi (Provinz Xinjiang,6449): Unzufrieden damit, wie die Behörden den Zusammenstoß zwischen uigurischen Wanderarbeitern und einheimischen Arbeitern in einer südchinesischen Spielwarenfabrik behandelt haben demonstrierten über ca. 1000, zumeist Angehörige der uigurischen Minderheit, und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Laut staatlichen Medien wurden mindestens drei Han-Chinesen und ein Polizist getötet.
Nachtrag: Inzwischen (halber Tag später) gibt Xinhua die Zahl der Toten mit 140 (und immer noch steigend) an, die Zahl der Verletzten mit 828, dazu wurden 261 Fahrzeuge abgefackelt (einschl. 190 Busse, mind. 10 Taxen, 2 Polizeiautos). 203 Läden und 14 Häuser wurden zerstört, ein Hotel in Brand gesteckt, laut Xinhua alles von den Demonstranten. Es gab einige hundert Verhaftete, darunter einige dutzend, die als Rädelsführer verdächtigt werden. Die Regionalregierung behauptet, hinter all dem steckt eine Vereinigung separatistische Exil-Uiguren.
Die Demonstranten sagen, der Protest habe ganz friedlich begonnen, bis die Polizei auf die Menge einprügelte. (Radio Free Asia,6.7.)
aufgenommen: Mo., 6.7.2009

Quelle: Yahoo! Singapore News, 6.7.09


Vietnam 3.7.09 Streik gegen Arbeitsregeln

6457

Ho Chi Minh Stadt: Mehr als 300 ArbeiterInnen der Küchengerätefabrik Hwata Vina sind in Streik getreten. Sie protestieren gegen drakonische Arbeitsregeln. So müssen sie etwa 20 Minuten vor Arbeitsbeginn da sein, dürfen nur 3 mal am Tag aufs Klo. Der Direktor der (taiwanesischen) Firma entschuldigte sich bei den ArbeiterInnen und stellte klar, dass diese Regeln nicht von der Firma, sondern von den Vorgesetzten eingeführt worden waren. Bei der Überprüfung durch zuständige Behörden stellte sich heraus, dass diese Vorgesetzten gar keine Arbeitserlaubnis hatten; ob die ihnen nachträglich erteilt wird, ist fraglich. Der Streik wurde nachmittags wieder beendet.
aufgenommen: So., 5.7.2009

Quelle: Saigon GP daily, 4.7.09


Vietnam 2.7.09 Busfahrerstreik

6456

Son La: Die Fahrer von etwa 50 Bussen, die auf der Strecke Son La - Hanoi verkehren, streikten gegen eine neue Konkurrenz. Die neue Firma, Hai Van Enterprise, soll auf der gleichen Route fahren und für "gesunden Wettbewerb" sorgen, so der Vorsitzende des Provinzvolkskomittees. Um den Ärger zu dämpfen, wurde die Firma jetzt angewiesen, nur noch nachts die 300 km zu befahren.
aufgenommen: So., 5.7.2009

Quelle: VietnamNet, 3.7.09


Malaysia Ausgepeitscht

6455

(s.a. 4470) Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International drängt die malaysische Regierung, das Schlagen mit Rohrstock als Strafe für illegale Migranten abzuschaffen. Die Prügelstrafe wurde im Jahr 2002 in das Einwanderungsggesetz aufgenommen. Für illegalen Aufenthalt gibt es bis zu sechs Schläge, außerdem Geldstrafen und bis zu fünf Jahre Gefängnis Von 2002 bis 2008 bekamen laut Parlamentserklärung mindestens 34 923 Migranten Schläge, 60 Prozent davon waren Indonesier, außerdem wurden Leute aus Bangladesh, Indien, Burma, Nepal, den Philippinen und Thailand geprügelt.
aufgenommen: Fr., 3.7.2009

Quelle: Yahoo! Singapore News, 3.7.09


Hong Kong 2.7.09 Besetzt

6454

Nach der gestrigen Großdemo (s.a. 6453) besetzten ca. 130 Aktivisten über Nacht den Regierungssitz. Am frühen Morgen räumte die Polizei die Besetzung, es gab keine Verhaftungen.
aufgenommen: Fr., 3.7.2009

Quelle: The China Post, 3.7.09


Hong Kong 1.7.09 Demokratie-Marsch

6453

(s.a. 6004) 76 000 demonstrierten laut Schätzung der Organisatoren für allgemeines Wahlrecht. Außerdem äußerten viele ihre Unzufriedenheit mit der Krisenpolitik der Regierung.
aufgenommen: Do., 2.7.2009

Quelle: The China Post, 2.7.09


Philippinen 1.7.09 Picket

6452

Lapu -Lapu (s.a.6441): Nach mehr als einer Woche erfolgloser Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und Management standen150 Arbeiter der Lampenschirmfabrik Paul Yu erneut Streikposten vor der Exportproduktionszone Mactan.
aufgenommen: Do., 2.7.2009

Quelle: The Freeman, 2.7.09


China 30.6.09 Damm verschoben

6451

Eigentlich sollten alle ab heute ausgelieferten PCs mit der Internetfilter-Software "Green Dam" ausgestattet sein. Die chinesische Regierung hat diese Vorschrift jetzt auf unbestimmte Zeit "ausgesetzt". Die meisten Analysten gehen davon aus, daß damit der Plan ganz gescheitert ist. Die Regierung will jetzt diese Software in Schulcomputern und in Internet-Cafés installieren. Dieses Programm sollte angeblich Pornografie ausfiltern, hat aber nach Meinung von Leuten, die sie genauer angeguckt haben, auch die Fähigkeit, andere Inhalte zu filtern und bietet Hintertüren für die Überwachung von Computern. Tatsächlich hat kein einziger Computerhersteller seine Geräte damit ausgerüstet, nur Acer hat angedeutet, daß es sich darauf vorbereitet. Daneben wird der Widerstand der User selbst und Druck von der amerikanischen Regierung als Grund für den Rückzug genannt.
aufgenommen: Mi., 1.7.2009

Quelle: abc3340, Financial Times, People's Daily, 1.7.09


Südkorea 29.6.09 Lehrergewerkschafter festgenommen

6450

Seoul: Nach der Ankündigung der Regierung, 88 LehrerInnen zu bestrafen, die eine Erklärung der Lehrergewerkschaft KTEWU unterzeichnet hatten, versuchten führende Mitglieder dieser Gewerkschaft, eine weitere Protesterklärung zu überreichen. 16 wurden festgenommen. Die Gewerkschaft hatte - wie viele andere Organisationen auch - nach dem Selbstmord des früheren Präsidenten Roh Moo-hyun der Regierung vorgeworfen, sie versuche demokratische Errungenschaften wie Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Organisationsrecht einzuschränken. Daneben würde sie den Bildungssektor immer weiter privatisieren. Fast 17 000 LehrerInnen hatten diese Erklärung unterzeichnet.
aufgenommen: Di., 30.6.2009

Quelle: The Korea Times, The Korea Herald, 30.6.09


China 25.6.09 Gerücht gegen Arbeitsmigranten

6449

Shaoguan (Provinz Guangdong , s.a 6447): Nach dem Zusammenstoß zwischen einheimischen Arbeitern und neu angeheuerten Arbeitern aus der fernen Provinz Xinjiang (zwei Tote, 118 Verletzte) in einer Spielwarenfabrik, nahm die Polizei einen ehemaligen Arbeiter der Fabrik fest, der per Internet ein Gerücht verbreitet hatte, welches die Übergriffe auf die uigurischen Arbeitsmigranten auslöste. Der ehemalige Arbeiter war unzufrieden, weil er seinen Arbeitsplatz bei der Fabrik gekündigt hatte und bei einer Neubewerbung abgelehnt wurde. Dehalb setzte er das Gerücht ins Internet, sechs Uiguren hätten in der Fabrik zwei Mädchen vergewaltigt. Die Fabrik, die mehr als 10 000 Beschäftigte hat, stellte im Mai und Juni 800 Arbeitsmigranten aus dem Bezirk Kashgar ein.
aufgenommen: Mo., 29.6.2009

Quelle: Shanghai Daily, 29.6.09


Südkorea 26.6.09 Ssangyong gestürmt

6448

Pyeongtaek: Zuerst stürmten 300 "von der Firma angeheuerte Sicherheitsleute" [so jedenfalls Yonhap, JoongAng, Korea Herald u.a., während andere Quellen immer noch von "Beschäftigten der Fabrik" reden, Red] die Fabrik, wobei es zu Auseiandersetzungen mit den Fabrikbesetzern mit Verletzten gekommen ist, danach kam ein starkes Polizeiaufgebot. Im Moment sieht es wohl so aus, daß sich die Besetzer in die Lackiererei zurückgezogen haben. Die Polizei traut sich bislang nicht, diese anzugreifen, weil dort große Mengen entzündlicher Materialien liegen.
Hinweis: eine Zusammenfassung der Geschichte der Auseiandersetzungen bei Ssangyong (auf englisch) von Loren Goldner: Pyeongtaek strike continues in South Korea.
aufgenommen: Sa., 27.6.2009

Quelle: JoongAng Daily, The Dong-A Ilbo, The Korea Herald, The Hankyoreh, Yonhap News, 27.6.09


China 25.,26.6.09 Teile und herrsche

6447

Shaoguan, Guangdong: In der Spielzeugfabrik Early Light (gehört dem Hong Konger Tycoon Francis Choi) ist es zwischen 600 ArbeiterInnen aus (dem 3500 km entfernten) Xinjiang und ansässigen ArbeiterInnen zu massiven Schlägereien und Messerstechereien gekommen, bei denen 2 Menschen umgekommen sind und über 100 verletzt (16 davon schwer) wurden. Die uighurischen ArbeiterInnen sind erst im Mai in die Fabrik gebracht worden, weil ein Großauftrag (Obama-Figuren) angenommen worden war. Über den Anlass der Auseinandersetzungen gibt es nur unklare Berichte. Erst am Freitag morgen konnte Riot-Polizei die Kämpfe beenden.
aufgenommen: Sa., 27.6.2009

Quelle: The Straits Times, Newsday.com, Hot Air, 27.6.09


China 25.6.09 Drogentote

6446

Zu Ehren des Internationalen Tags gegen Drogenmißbrauch und illegalen Drogenhandel der UN am 26.6. wurden heute acht Personen wegen Drogenproduktion und Drogenhandel hingerichtet.
aufgenommen: Fr., 26.6.2009

Quelle: xinhua, 26.6.09


China 18.6.09 Studentenriot

6445

Nanjing: Mehr als 1000 Studenten des Instituts für industrielle Technologie demonstrierten nachts drei Kilometer weit, weil sie sich betrogen fühlen. Dann wurden sie von hunderten Polizisten gestoppt, es kam zu Zusammenstößen. Zwei Polizeifahrzeuge wurden zerstört, 30 Studenten verletzt, ca. 100 verhaftet Hintergrund: Als sich die Studenten beim Institut anmeldeten, wurde ihnen bei Studienabschluß ein Diplom versprochen. Sie bezahlten 50 000 Yuan (ca. 5000 Euro) und studierten drei Jahre lang. Jetzt, kurz vor dem Abschluß, erfuhren sie, daß sie nur ein Technologie-Zertifikat erhalten sollen. (s.a. 5963, 5136)
aufgenommen: Fr., 26.6.2009

Quelle: Information Centre for Human Rights and Democracy, 19.6.09


Südkorea 23./24.6.09 Ssangyong

6444

Pyeongtaek (s.a. 6434): Zwei Tage hintereinander versuchten Beschäftigte des Autoherstellers Ssangyong in die Fabrik einzudringen, um die Produktion wieder aufzunehmen. Seit Ende Mai ist die Fabrik von entlassenen Arbeitern besetzt. Bisher konnten die Fabrikbesetzer diese Streikbruchversuche zurückweisen. Die Gewerkschaft kritisiert das Unternehmen, weil dieses entgegen seiner Zusage beschäftigte gegen entlassenen Arbeiter mobilisiert.
aufgenommen: Do., 25.6.2009

Quelle: The Korea Times, 25.6.09


Thailand 22.6.09 Eisenbahner gegen Privatisierung

6443

Beschäftigte der State Railway of Thailand sind in einen unbefristeten und landesweiten Streik getreten. Sie protestieren gegen Umstrukturierungspläne. Die Bahn will zwei neue Firmen gründen, eine davon soll die Strecke zum Flughafen managen. Während die Firma sagt, der Status der Beschäftigten ändere sich nicht, deutet die Gewerkschaft diesen Schritt als Einstieg in Privatisierung.
aufgenommen: Mo., 22.6.2009

Quelle: Bangkok Post, 22.6.09


China 19/20.6.09 Toter Koch

6442

Shishou (Provinz Hubei): Am 17. Juni wurde ein Koch im staatseigenen Yonglong-Hotel tot aufgefunden. Die Polizei stellte dies als Selbstmord dar, und das Hotel bot der Familie des Toten 35 000 Yuan an, falls sie Selbstmord als Todesursache akzeptiert. Die Familie denkt aber, es sei Mord gewesen und will die Wahrheit herausfinden (verdächtig ist u.a. daß es vor zwei Jahren einen ähnlichen Fall gab). Deshalb weigerten sie sich, den Leichnam von seinem Fundort abtransportieren zu lassen. Tausende (Global Voices: mehr als 40 000) Anwohner unterstützten die Familie und lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, die die Leiche für eine Autopsie holen wollte. Am 20. Juni blockierte die Stadtverwaltung Internetverbindungen, es gab trotzdem weiter Straßenkämpfe
aufgenommen: So., 21.6.2009

Quelle: The China Post, GlobalVoices, People's Daily, 21.6.09


Philippinen 19.6.09 Streiks

6441

Lapu-Lapu (s.a. 6433): Seit fünf Tagen streiken Arbeiter der Lampenschirmfabrik Paul Yu aus Solidarität mit sieben suspendierten Gewerkschaftsführern.
Cebu: Mindestens 80 gewerkschaftlich organisierte Arbeiter der Keppel-Schiffswerft erzwangen sich Zutritt zur Werft. Sie sind seit einem Monat im Zwangsurlaub/Kurzarbeit und wollten dem Management ihre Ablehnung weiterer 30 Tage ohne Arbeit (und ohne Lohn) zum Ausdruck bringen. Als die Verhandlungen darüber scheiterten, erklärten die Arbeiter den Streik.
aufgenommen: Sa., 20.6.2009

Quelle: The Freeman, 20.6.09




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7. Juli 2009