Asien Aktuell: News, Daten, Kämpfe, Bewegungen

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China 9./10.4.05 Anti-Japan

4620

s.a. 4612: Wieder kam es zu anti-japanischen Protesten. Zunächst hatten 6000 im Univiertel in Beijing demonstriert und eine japanische Flagge verbrannt. Dann wurden Fenster der japanischen Botschaft in Beijing eingeschmissen, als 10 000 demonstrierten. In Shanghai wurden zwei japanische Studenten in einem Lokal angegriffen und leicht verletzt. In Guangzhou (Kanton) demonstrierten am nächsten Tag mehr als 10000 zum Konsulat, sie riefen zum Boykott japanischer Waren auf, sangen die Nationalhymne und Lieder aus dem Widerstand gegen die japanische Besatzung. In Shenzhen umzingelten Demonstranten einen japanischen Supermarkt, Plastikflaschen dienten als Wurfgeschosse. Anti-japanische Ressentiments sind sehr stark in China, Anlass der jetzigen Proteste ist ein japanisches Geschichtsbuch, das die Greueltaten der japanischen Armee während der Besatzungszeit verharmlost. (s.a 4301, 2203)
aufgenommen: Mo., 11.4.2005

Quelle: div., 11.4.05


China 10.4.05 Riots

4619

Huankantou (bei Dongyang, Provinz Zhejiang): 200 ältere Frauen protestierten gegen Umweltverschmutzung durch etliche Chemiefabriken in einem Industriegebiert. Seit zwei Wochen schon hielten sie rund um die Uhr Mahnwache und Straßenblockade durch. Als die Polizei den Protest auflösen wollte, kamen angeblich zwei der Demonstrantinnen ums Leben, von Polizeifahrzeugen überrollt. Tausende Dorfbewohner lieferten sich daraufhin Straßenschlachten mit der Polizei. Polizeiautos wurden umgeschmissen und 50 Polizisten verletzt, davon sind fünf in kritischem Zustand.
aufgenommen: Mo., 11.4.2005

Quelle: div, 10.4, 11.4.05


China 8.4.05 Debatte über Todesstrafe

4618

Zwei bekannt gewordene Fälle von offenbar erpressten Mordgeständnissen haben zu einer bisher unbekannt breiten Debatte über die chinesische Justiz und die Todesstrafe geführt; in den Chatrooms und Foren haben gestern tausende von Leuten zum Thema gepostet. Nachdem die Zensoren den Anfang der Debatte übersehen haben, sollen jetzt erste Löschungen vorgekommen sein. In einem der Fälle war ein junger Bauer wegen Vergewaltigung und Mord 1994 hingerichtet worden; jetzt hat ein anderer "mit guten Kenntnissen des Tathergangs" gestanden. In einem anderen Fall hat ein Mann 10 Jahre im Knast gesessen, weil er seine Frau umgebracht haben soll; die ist jetzt wieder aufgetaucht.
aufgenommen: Sa., 9.4.2005

Quelle: Yahoo! News , 8.4., China Digital Times, 9.4.05


Indonesien Diener des Volkes

4617

Aceh: Soldaten sind schlecht bezahlt. Im Aceh haben sie schon lange ihren Verdienst aufgebessert, indem sie wilde Mautstellen errichtet und von Bus- oder LKW- Fahrern Geld erpresst haben (2480). Ein Reporter berichtet jetzt, daß auf der Strecke Medan - Meulaboh ganze 198 solcher "Sicherheitsposten" zu passieren sind. Die Soldaten fragen nach Zeitungen, wenn keine mehr vorhanden sind, nehmen sie auch Geld. Meist nicht so viel (1000 Rp, manchmal 2000), aber die Straße ist stark genutzt. An den Posten ist immer gut zu sehen, daß die Soldaten "Bereit, dem Volke zu dienen" sind, und aus welchem Teil Indonesiens sie kommen. Versuche höherer Stellen, dies abzustellen, hat noch nicht geholfen. Die Soldaten werden oft ausgetauscht, aber auch die neuen setzen sofort einen Sicherheitsposten ein. Nur die regionale Polizei und die Eliteeinheit "Raiders" nehmen kein Geld.
aufgenommen: Sa., 9.4.2005

Quelle: The Jakarta Post, 9.4.05


Philippinen 7.4.05 Anti-Repressionsdemo aufgemischt

4616

Manila: Einige hundert Demonstranten wollten zu einer internationalen Konferenz von Parlamentariern der Inter-Parliamentary Union (IPU, Verband von Parlamenten unabhängiger Staaten) ziehen, um dort mit Plakaten wie "Verteidigt die Bürgerrechte" und "Stoppt den Mord an Journalisten" gegen Repression auf den Philippinen zu protestieren. Da sie keine Genehmigung hatten, wurden sie von der Polizei daran gehindert, auch daran, sich auf Kirchengelände neu zu sammeln (zwei Priester verhaftet). Bei den Auseinandersetzungen wurden mindestens 11 Demonstranten und zwei Polizisten verletzt.
aufgenommen: Fr., 8.4.2005

Quelle: Philippine Daily Inquirer, 8.4.05


China 2004 Arbeitskräfte- Export

4615

Ende November 2004 arbeiteten 530 000 Menschen aus der VR China im Ausland. Sie arbeiten vor allem in Japan, Südkorea (3048) und Singapur (2982); aber auch in anderen Teilen Asiens (3614), z.B. Israel (3488). Die meisten von ihnen als Produktionsarbeiter, eine weitere große Gruppe als Bauarbeiter. Ende 2003 waren in der VR China 1800 Firmen zugelassen, die Arbeitskraft exportieren dürfen; 1989 waren es grade mal 60.
aufgenommen: Mi., 6.4.2005

Quelle: Asia Times, 6.4.05


Indonesien Anf 04/05 Disaster Area II

4614

Das starke Erdbeben vom 28.3. hat nach bisheriger Zählung über 600 Menschen das Leben gekostet, vor allem auf der Insel Nias. Weil die Zerstörung groß ist und die Erde weiterhin nachbebt, verlassen immer mehr Menschen die Insel; die Fähren sind überfüllt. Vor dem Büro des Bezirkschefs versammelten sich 100 Menschen und beschwerten sich lautstark darüber, daß keine Hilfe kommt. Der Vorsitzende gibt zu, daß es an Lebensmittel fehlt, aber das läge daran, daß die Transportkapazitäten zu gering seien. Vor allem das indonesische Militär könne keine Hubschrauber zur Verfügung stellen. Derzeit fliegen je 3 Hubschrauber der UN, aus Singapur und Australien.
aufgenommen: Di., 5.4.2005

Quelle: Sinar Indonesia Baru, 5.4.05


Thailand 4.4.05 Fischer-Streik gegen Dieselpreise

4613

Mehr als 10 000 Fischer und Besitzer größerer Trawler sind nicht mehr ausgelaufen und haben ihre Kühlanlagen heruntergefahren. Sie protestieren damit gegen eine Preiserhöhung von über 20 % des "grünen" Diesel, der offshore an Fischerboote verkauft wird. Der grün eingefärbte Diesel ist subventioniert.
aufgenommen: Di., 5.4.2005

Quelle: Bangkok Post, 5.4.05


China 3.4.05 Anti-Japan-Demos

4612

Nationalismus, der sich vor allem gegen Japan (4301) richtet, befindet sich im Aufschwung. In mehreren Städten (Guangzhou, Shenzhen, Chongqing) gab es zum Teil große Demos gegen den Versuch der japanischen Diplomatie, einen ständigen Sitz im UN- Sicherheitsrat zu kriegen. In Chengdu wurde im Rahmen einer großen Demo (10 000) ein japanischer Supermarkt entglast. Für eine entsprechende Petition sollen inzwischen mehr als 20 Millionen (zum Teil virtuelle) Unterschriften zusammen gekommen sein.
aufgenommen: Di., 5.4.2005

Quelle: The Washington Post, BBC News, FT.com, 4.4.05


Hong Kong 1.4.05 Cathay

4611

(s.a. 713) Die Fluggesellschaft Cathay Pacific Airways hat angekündigt, sich einem Gerichtsurteil zu beugen, nach welchem sie ihren Flugbegleitern Lohnerhöhungen seit 1999 nachzahlen muß. Das Unternehmen hatte damals angesichts der Asienkrise einseitig das System automatischer Beförderungen und Lohnerhöhungen beendet. Die Flugbegleitergewerkschaft ging deshalb vor Gericht und bekam jetzt recht. Das Geld soll am Ende dieses Monats ausbezahlt werden.
aufgenommen: So., 3.4.2005

Quelle: The Standard, 2.4.05


Südkorea 1.4.05 Warnstreik gegen Arbeitsgesetz

4610

Mitgliedsgewerkschaften des KCTU haben landesweit für 4 bis 6 Stunden gegen ein neues Arbeitsgesetz gestreikt, das dem Parlament vorliegt. Gestreikt wurde in 230 Betrieben; vor allem aber bei Hyundai Motor, Kia, Ssangyong Motor und Kumho Tire. In Seoul demonstrierten 20 000; insgesamt sollen sich mehr als 60 000 am Streik beteiligt haben. Das neue Gesetz erleichert die Beschäftigung in Teilzeit, Befristung und anderen prekären Verhältnissen während es gleichzeitig vorgibt, die Beschäftigten in solchen Arbeitsverhältnissen besser zu schützen.
aufgenommen: Sa., 2.4.2005

Quelle: The Korea Herald, The Korea Times, 2.4.05


Indonesien 31.3.05 Abfindungen

4609

Karanganyar (Zentraljava): Ca. 125 Arbeiter der Plastikfabrik PT Inti Indah Karya Plasindo, die zum 1.4. entlassen wurden, demonstrierten für Abfindungen in Höhe der gesetzlichen Vorschriften. Das Unternehmen will ihnen nur 70% davon zahlen, behauptet, mehr könne es sich wegen der schwierigen Geschäftslage nicht leisten. Vorübergehend blockierten die Demonstranten das Fabriktor.
aufgenommen: Fr., 1.4.2005

Quelle: Suara Merdeka, 1.4.05


Indonesien 30.3.05 Keine Entschädigung

4608

Medan: Einige schwerverletzte DemonstrantInnen und zwei Festnahmen waren das Ergebnis einer Demo, mit der für Land, auf dem die äußere Ringstraße von Medan gebaut wird, Entschädigung gefordert wurde. Die meisten Teilnehmer waren Frauen. Die Verhandlungen gehen schon eine Weile, jetzt wollten die Frauen direkt mit dem Bürgermeister reden. Plötzlich, angeblich provoziert, setzte die Polizei Schlagstöcke gegen die weniger als 100 zählende Demo ein. Der Bürgermeister ließ anschließend verlauten, daß für Grund und Boden nie Entschädigung bezahlt wird, nur eventuell für Gebäude oder ähnliches.
aufgenommen: Do., 31.3.2005

Quelle: Sinar Indonesia Baru, 31.3.05


Nordkorea 30.3.05 Fußballrandale

4607

Pyongyang: Weil ein nordkoreanischer Spieler im Qualifikationsspiel gegen Iran (0:2) vom Platz gestellt worden ist, kam es zu anhaltenden Protesten der nordkoreanischen Fans. Während des Spiels wurden Flaschen, Steine und Stühle auf den Platz geworfen. Polizei und Militär mußten eingreifen; die Schiedsrichter konnten erst 20 Minuten nach Spielende den Platz verlassen, weil immer noch geworfen wurde. Draußen gelang es Sicherheitskräften nur mit Mühe, die iranischen Spieler in ihren Bus zu bringen und diesem einen Weg zu bahnen - zwei Stunden nach Spielende.
aufgenommen: Do., 31.3.2005

Quelle: The China Post, JoongAng Ilbo, 31.3.05


China 19.3.05 Riotpolizei gegen Jobsucher

4606

Shenzhen: Mit dem kostenlosen Eintritt und einzigartiger Möglichkeit, einen Job zu finden hatten die Organisatoren einer Jobmesse für Hochschulabsolventen landesweit geworben. Erfolgreich, denn es kamen viele, zu viele. Weil die Schlange vor den Eingängen immer länger wurde, wurde ab Mittag Eintritt verlangt, zuerst 5 Yuan, später gar 50 Yuan. Als auch noch einige Aussteller ihre Sachen packten und Leute, die drin waren, berichteten, daß dort niemand so recht an den Bewerbern interessiert war, versammelten sich gegen 13 Uhr die Leute und die Menge wurde immer größer. 3000 blockierten schließlich den Shenzhen Highway und verursachten kilometerlange Staus. 100 Sicherheitsleute waren nicht in der Lage, die Situation unter Kontrolle zu bringen; 1000 Riot-Polizisten wurden geschickt, die 5 Leute verhaften, aber innerhalb einer Stunde wieder freilassen - um weitere Proteste zu verhindern.
Der Protest zeigt die zunehmenden Schwierigkeiten für Hochschulabsolventen, einen Job zu finden. Letztes Jahr scheiterten daran fast eine Viertelmillion und der durchschnittliche Anfangslohn sinkt dramatisch - von 250 US$/Monat in 2003 auf nur noch 200 im letzten Jahr. Es gibt einfach zu viele junge städtische Arbeitslose. Bei einer Jobmesse in der Provinz Henan, bei der Wanderarbeiter vom Land (siehe 4300) gesucht wurden, waren die Hälfte der Besucher Studenten.
aufgenommen: Mi., 30.3.2005

Quelle: World Socialist Web Site via Asian Tribune, 30.3.05


Indonesien 29.3.05 Straßenkinderprotest

4605

Medan: Mit der Blockade des Eingangs zum Regionalparlament protestierten Jugendliche und Kinder von der Straße gegen ihre Behandlung durch die Stadtverwaltung. Vor kurzem war ein Fall von sexuellen Übergriffen gegen Straßenkinder durch ein Mitglied der Stadtverwaltung bekannt geworden; die Demonstranten forderten seine Verhaftung. Außerdem forderten sie kostenlose Ausbildung und ein Ende der meist willkürlichen Razzien und Verhaftungen und die Freilassung von inhaftierten Jugendlichen.
aufgenommen: Mi., 30.3.2005

Quelle: Analisa, Sinar Indonesia Baru, 30.3.05


Indonesien 28.3.05 Sturm auf das Büro des Staatsanwalts

4604

Mataram (Lombok): Bis zu 10 000 Leute stürmten das Büro des Generalstaatsanwalts. Mehrere Menschen, darunter Journalisten, wurden verletzt. Einige Fensterscheiben gingen zu Bruch. Die Polizei hielt sich zurück und nahm niemanden fest. Die Rioter protestierten gegen die Verhaftung von 9 ehemaligen Mitgliedern des Regionalparlaments, die der Veruntreuung von 2,7 Millionen US$ aus dem Budget der Provinz verdächtigt werden. Seit einiger Zeit greift die Justiz energischer gegen Korruption durch; es sind schon Gouverneure (z.B. der Gouverneur der Provinz Aceh) und viele regionale Amtsinhaber angeklagt, bzw in Haft genommen worden. Ob der Protest in Mataram von den Beschuldigten, dem Gouverneur oder anderen Seiten bezahlt/organisiert wurden, ist nicht bekannt.
aufgenommen: Di., 29.3.2005

Quelle: The Jakarta Post, Laksamana.Net, Bali Post, 29.3.05


Indonesien März 05 Bonus

4603

Bekasi (bei Jakarta), 17.3.: 600 Arbeiter der Automobilzulieferfabrik PT Bhakti Rosari Jaya streiken für einen Bonus, nämlich eine Erfolgsprämie für Produktionssteigerung. Die Produktion kam zum Erliegen.
Jakarta (s.a. 4601), 24.3.: Ihren Streik beendet haben die meisten ArbeiterInnen von Panasonic. Nachdem ihnen ein Bonus in Höhe von 90% eines Lohns zugesagt wurde, arbeiten sie wieder. Einige sind damit allerdings nicht zufrieden und haben das Angebot nicht angenommen.
aufgenommen: Fr., 25.3.2005

Quelle: tempointeraktif, 17.3.05, 24.3.05


Indonesien 23.3.05 Um Lohn betrogen

4602

Pontianak: Mehr als 2000 Holzarbeiter, Tagelöhner der PT Duta Rendra Mandiri streiken seit 2 Tagen. Sie fordern Nachzahlung von Lohnteilen und Zulagen, um die die Firma sie seit sieben Jahren betrogen hat. Der Streik ist von einem starken Polizeiaufgebot begleitet; Polizisten übernachteten sogar mit den Arbeitern auf dem Firmengelände. Es geht um insgesamt etwa 1 800 000 Rp. (knapp 150 Euro) pro Person.
aufgenommen: Do., 24.3.2005

Quelle: Pontianak Post, 24.3.05


Indonesien 22.3.05 Arbeiteraktionen

4601

Sidoarjo: Erneut haben tausende ehemalige Arbeiterinnen der Schuhfabrik PT Kasogi (4390) beim zuständigen Gericht demonstriert. Es geht immer noch um ihre Abfindungen. Die sollten eigentlich aus dem beschlagnahmten Maschinenpark der Fabrik bezahlt werden, der Verkauf der Maschinen ist aber weitgehend gescheitert. Nach Meinung der Arbeiterinnen wurden die Preise viel zu hoch angesetzt. Jetzt hat die Verwaltung auch die Schlüssel zur Fabrik an das Kasogi-Management zurückgegeben. (Jawa Pos)
Batu (bei Malang): Ebenfalls um ihre Abfindungen kämpfen weiterhin die Arbeiterinnen der Textilfabrik PT Wastra Indah (4252). Diesmal zogen Hunderte vor die Fabrik, blockierten die Straße und zündeten Reifen an. (Surya)
Jakarta: Lohnerhöhung forderten dagegen die 2000 ArbeiterInnen der PT Panasonic Manufacturing Indonesia. Sie streikten und demonstrierten vor der Fabrik in Ost-Jakarta. (Suara Pembaruan)
aufgenommen: Mi., 23.3.2005

Quelle: div., 23.3.05




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11. April 2005